Objects of Desire

Objects of Desire – Objekte der Begierde
Bei den neuesten Arbeiten von Xenia Hausner, die unter der Werkgruppe „Odd Shapes“ zusammengefasst sind, erlangt die Malerei räumliche, objekthafte Qualitäten. Dies ist zum einen durch die Mehrteiligkeit bedingt. Was bedeutet, dass die einzelnen Formen in einer ausgewogenen, der Dimension des Raumes beziehungsweise der Wand stimmigen Formation zueinander arrangiert werden. Zum anderen sind auch die neuen Arbeiten von Xenia Hausner in einem deutlichen Abstand von der Wand gehängt. So erhält diese Malerei durch ihre amorphen Umrisslinien und ihre lockere Verteilung an der Wand eine bemerkenswerte Objekthaftigkeit. In früheren Arbeiten hat Xenia Hausner den Malgrund im ganz klassischen rechteckigen Format oftmals durch das Applizieren von Kartonstreifen erweitert, ist dadurch über die gewohnten Umrisse herausgetreten. Nun aber hat sich der gesamte Umriss verändert. Diese speziell geformten Leinwände haben in der Kunstgeschichte eine gewisse Tradition. Doch ging es da noch eher darum, die Form dem Bildinhalt anzupassen. Bei Xenia Hausner geht es um ganz etwas anderes, was mich zum nächsten Begriff führt: der Reduktion

Reduktion
Es gibt in einem Interview von Xenia Hausner den schönen Satz, es wäre nicht ihr Ziel eindeutige Lösungen zu präsentieren, sondern eine Präzision im Fragment. In dem Gespräch, das 2012 stattgefunden hat, ging es damals um die Momenthaftigkeit der Bildmotive, einer Fertigkeit der Reduktion, die der Regisseur Michael Haneke in Anbetracht eines Werkes von Hausner mit den treffenden Worten zusammengefasst hat: „Ein Zweistundenfilm in den Moment gebannt. Was für eine Lust!“
Xenia Hausner malt Menschen, die sie von deren individuellen Eigenschaften, deren Identität trennt, erfindet deren Biografien, schreibt ihnen Dramen auf den Leib, die stets rätselhafte Fragmente bleiben. Es sind die großen Themen wie Liebe, Verlust oder Einsamkeit, die Xenia Hausner beschäftigen und fein austariert wird dabei nie zu viel preisgegeben. Details, Requisiten oder Bilder im Bild hingegen legen Fährten, geben Hinweise, doch ist der Betrachter stets auf das Neue gefordert, jene kraftvoll farbig gemalten Arbeiten mit seinem eigenen Lebensfundus zu lesen. Nun allerdings schöpft Xenia Hausner vielfach aus ihrem eigenen Bilderfundus, löst aus ihnen Fragmente, fernab von jeglicher Abstraktion. Diese Fragmente lassen dabei stets noch das Motiv zumindest erahnen. Das mag ein Klingelknopf sein, ein ornamenthaftes Detail oder die Aussenlackierung von Verkehrsmitteln wie Bussen oder Zügen. In ihrer Form als Sprechblase oder Anführungszeichen, kommentieren, zitieren sie sich selbst.

Kontinuität
Die Kontinuität im Werk von Xenia Hausner ergibt sich über das Zitat sowie dem Bild im Bild. Beide mögen aus dem reichen Fundus der Kunstgeschichte herrühren oder aus dem eigenen Werk. Hausner arbeite hier zum einen mit Requisiten und Fundstücken aus der Alltags-und Warenwelt – Motive, Muster Materialien unterschiedlichster Stofflichkeiten, die immer wieder in das Bild gelangen. Oder aber sie verwendet eigene Bilder, die zum Hintergrund für das eigentliche Sujet werden und bisweilen die Größenordnungen verschieben. In den „Odd shapes“ sind es –wie bereits erwähnt- eigene Arbeiten, die für diese neuen, mehrteiligen Inszenierungen partiell übernommen, sprich fragmentiert und in neue Konstellationen gefügt werden.
(Daniela Gregori)

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